Rettungsberichte 2007

1. (09.Juni) Grosse Melchaa

10:30h             Einstieg einer Canyoninggruppe in die Schlucht der Grossen Melchaa
17:00h             Voralarm und bereitstellen der Canyoninggruppe für einen ev. Einsatz.
17:30h             Entwarnung betr. Einsatz
18:30h             Ausstieg der Gruppe aus der Schlucht in Sarnen. (Chalcheren)

was war passiert: (Auszug aus Originalmail)

Um 10:30h ist eine Canyoninggruppe, bestehend aus 8 Mann im Flüeli Ranft in die Schlucht der grossen Melchaa eingestiegen. Am Ende der ersten richtigen Schwimmstrecke war die Schlucht plötzlich durch einen riesen Stoss Schwemmholz versperrt :

Ich war am schwimmen, auf einmal war vor mir dieser grosse Holzhaufen. Das Wasser fliesst durch die Holzsperre hindurch, bei normalem Wasserstand staut sich also dort kein Wasser, es gibt genügend Lücken. Ich hatte aber Angst, irgendwo in den Sog zu kommen, konnte mit dem Rucksack unmöglich zurückschwimmen, die Strömung war zu stark. Meinen Gästen konnte ich zurufen, sie sollen weiter oben bleiben, sie waren noch nicht in der Strömung. Ich bin auf der Kernserseite über die “arschglatte“ Wand hochgeklettert, auf ca. 15 Meter über dem Wasserspiegel war in einer Nische ein Baumstamm verklemmt, an diesem konnte ich einen guten Sand bauen. Meine Gäste habe ich einzeln via Flaschenzug hochgezogen denn die Kletterei hätte wäre ca. im 5. bis 6. Grad gewesen. Über einen Baumstamm konnten wir rittlings auf das Schwemmholz hinauf gelangen (ca. 20 Meter über dem Wasserspiegel). Dort fühlte ich mich sicher vor eventuellem Hochwasser, wir brauchten sehr lange für diesen Aufstieg. Für den Nachmittag hatte der Wetterbericht noch Gewitter gemeldet. Habe um 16:30h Meteo Schweiz angerufen, zum Glück mit der Info, dass im Raume Melchtal keine Gewitterzellen zu sehen sind. Da ich nicht wusste, ob ich weiter unten in der Schlucht noch Natel Empfang habe, telephonierte ich mit mit einem Kollegen und habe mit ihm eine Zeit für eine Alarmierung vereinbart. Wir mussten dann über das Schwemmholz abseilen, ein gefährliches Unterfangen, denn alles Holz war ziemlich lose. Für die Abseilerei brauchten wir nochmals annähernd eine Stunde.

Den Rest der Schlucht haben wir in gut einer Stunde absolviert. Bei der Schlüsselstelle mit dem „Kehrwasser“ waren die Gäste ziemlich erschöpft (kein Essen seit morgens (08:00h), diese Stelle war aber zum Schwemmholz (Staumauer) sehr einfach zu meistern.

18:30h             „Ende gut, alles gut !“

 

2. (30. Juni) Cheselenflue

Zwei Kletterer durchsteigen die Route „Viadukt“ an der Cheselenflue. Da nicht unbedingt mit dem Gelände vertraut gerät die Frau beim abseilen in einen Überhang und musste nach ca. 40 Metern feststellen, dass das Seilende naht, sie aber keine Chance hatte, irgendwie an den Felsen zu gelangen, denn auch Pendelbewegungen waren zwecklos. Leider konnte sie ihren Seilpartner mit rufen nicht erreichen, denn der Überhang verunmöglichte jeden Rufkontakt und das Handy hatte man im Rucksack am Wandfuss fein säuberlich geparkt. Sie versuchte dann, am Seil wieder nach oben zu gelangen, was aber kurze Zeit später aufgegeben wurde. Mit lautem Rufen versuchte man nun irgend jemand auf sich aufmerksam zu machen. In dieser misslichen Lage harte man nun aus und wartete auf Hilfe, es war ca. 17:30 h. Gegen 20:00h meldet eine fremde Person in der Stöckalp, dass seit längerer Zeit sich an gleicher Stelle an der Cheselenflue, am Seil hängend eine Person befinde und vermutlich Hilfe brauche. Sepp Sigrist (wohnhaft in der Stöckalp) informiert seinen Sohn in der Alp Cheselen und bittet ihn, an den Wandfuss zu gehen und versuchen, mit der blockierten Person Kontakt aufzunehmen. Dort angekommen war sofort klar, dass hier Hilfe benötigt wurde. Er informiert sofort seinen Vater und der meldet dies sofort Dem RC der Rettungsstation Kerns. Um 21:20h wird die Rega alarmiert und es werden zwei RSH aufgeboten. Nach einem Recoflug und nachdem man die zwei Personen gesichtet hatte setzt Rega 8 in zwei Rotationen die beiden RSH in einer Windenaktion direkt beim Standplatz des Seilpartners ab. Es werden noch zusätzlich verankerungen gebohrt und mit vereinten Kräften (zu dritt) wird die Frau via Flaschenzug auf den Standplatz heraufgezogen. MitMit zwei Flügen werden je ein RSH und ein Kletterer auf den Standplatz in der Stöckalp geflogen, beide unverletzt, dafür heilfroh, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Ende der Aktion 23:45h

 

3. (29.Juli ) Kleine Schliere

Die Fa. Outdoor AG Interlaken ist zu einer Canyoningtour in die Kleine Schliere einge-stiegen, mit dabei ist eine Familie aus London. Beim Abseilen über einen Wasserfall ist der 14 jährige Sohn ausgerutscht und hat sich beim Sturz am Knie verletzt.

Ein weiterkommen für ihn war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich, sodass man die Alarmzentrale 1414 Rega um Hilfe bat (13:25h). Erste Abklärungen mit der EBUR haben gezeigt, dass ev. ein Einstieg in die Schlucht nur mit dem WAG möglich ist. Nach einem Rekoflug aber war klar, dass die Ärztin mit der Winde direkt zum Patienten abgeseilt werden  konnte und der RSH (Hepting Martin) wurde auf einem Zwischenlandeplatz ausgeladen. Nachdem der Patient medizinisch versorgt war (Knietrauma), wurde er mit dem Horizontalnetz geborgen, auf dem Zwischenlandeplatz umgeladen und in das Kantonsspital nach Sarnen überführt.

Einsatzende 16:00h

 

4. ( 24. Sept. 07 ) Gräfimattstand

Rega 8 fliegt entlang des Arvigrates bis zum Storeggpass und zurück, sucht bei strömendem Regen einen verirrten Wanderer, leider aber ohne Erfolg. Nachdem um ca. 19:30 h in Alpnach aufgetankt werden musste und die Nacht hereinbrach, wurde erstmals die Rettungsstation Kerns alarmiert (1 h später).

Ein 13 Mann starkes Team der Station war dann nötig, um den verirrten Wanderer in den Melchtaler Bergen in der Nacht zu suchen.

Der 50 Jährige Mann startete seine Tour um ca. 14:00 h auf dem Stanserhorn, wanderte via Ächerli zum Arvigrat und weiter zum Gräfimattstand, um dann irgendwann ins Melchtal abzusteigen. Seine Bekleidung bestand aus einem kurzarm T-Shirt und blauen Jeans, er hatte weder Regenjacke und besass auch keinen Kälteschutz. Das Wetter wurde immer schlechter und es begann heftig zu regnen. Um 18:30 h rief er per Handy seine Frau an, um ihr mitzuteilen, dass er wegen des Regens eine Abkürzung ins Tal gewählt und sich dabei verirrt habe. Er stecke fest und sie solle bitte sofort Hilfe organisieren! Als Ortsunkundiger wusste er nicht wo er sich aufhielt und konnte weder Gegend noch Standort nennen. Als „Krönung“ gab anschliessen auch noch sein Handy den Geist auf. Umgehend telephonierte seine Frau der Kapo, diese wiederum informierte die EZ Rega und bald darauf startete Rega 8 zu einem Suchflug, leider ohne Erfolg. Nun endlich, um 19:32 h wurde die Rettungsstation via Pager aufgeboten. Ein 13 köpfiges Team startet in Kerns mit 4 Fahrzeugen um 20:15 h. Da die Angaben seiner Frau wiedersprüchlich waren, wurde mit 4 Suchtrupps das in Frage kommende Gebiet systematisch abgsucht. Ein Superpuma der Armee, bestückt mit einer Wäemebildkamera wartete in Alpnach auf seinen Einsatz, um ggf das stark zerklüftete Gebiet aus der Luft abzusuchen. Um 22:28 h meldet dann einer der Suchtrupps, dass sie den Vermissten aufgespührt hätten, auf 1552 M.ü.M, unverletzt, aber föllig durchnässt. Er wurde mit warmen Getränken verpflegt, mit trockenen Kleidern versorgt, um dann gemeinsam mit den Rettern den beschwerlichen Weg ins Tal unter die Füsse zu nehmen. Um 23:35 h konnte er im Rettungslokal in Kerns von seiner Frau ,etwas müde, aber glücklich, abgeholt werden.

23:45 h Ende des nächtlichen Einsatzes.

 

5. ( 14. Okt.07 ) Alp Stepfen

Zwei Brüder unternehmen eine Bergtour in den Melchtaler Bergen, sie wollen auf das Brünig-Haupt (2313 M.ü.M ). Da ortsunkundig wandern sie von der Stöckalp zur Alp Chlister und von da weiter zur Alp Stepfen. Sie verlieren den markierten Wanderweg, der eigentlich nach Älggialp führen würde und geraten daher in immer steiler werdendes Gelände. Mit Entsetzen müssen die beiden aber plötzlich feststellen, dass es weder ein Weiterkommen nach oben gibt, gleichzeitig aber auch der Rückweg unmöglich geworden ist. In dieser misslichen Lage greiffen sie zum Handy und wählen die Alarmnummer 1414 und bitten um Hilfe (ca. 11:30 ). Rega 8 mit einem RSH an Bord fliegt zur Alp Stepfen und nachdem die zwei Blockierten gesichtet wurden, werden die Ärztin und der RSH oberhalb der beiden Verstiegenen schwebend aus dem Heli geladen. Man setzt drei Bohrhacken und der RSH wird von der Ärztin gesichert zu den Blockierten abgeseilt. Beide sind unverletzt. In zwei Flugrotationen werden die Verstiegenen am Windenhacken evakuiert und bei der Alp Stepfen abgesetzt. Von da führt sie der markierte Wanderweg wieder hinunter zur Stöckalp.

Ende der Aktion 15:00.

P.S. Das Brünig-Haupt wird von der Melchsee-Frutt aus begangen, kann aber auch von der Älggialp aus bestiegen werden. Eine Tour auf das Haupt via Alp Stepfen ist nicht möglich.

 

6. ( 18.11.2007 ) Herrenloser Hund Jänzi

Ein Skitourenfahrer findet auf dem Jänzi einen herrenlosen Hund. Eine anwesende Tierärztin stellt fest, dass das Tier ein Bein gebrochen hat. Der Tourenfahrer wählt die Nummer der Rega 1414, in der Annahme, dass der Hund evakuiert würde, was aber von der EZ verneint wird. Der RC der Rettungsstation Kerns wird via Pager alarmiert. Erste Abklärungen mit dem Alarmierenden ergaben, dass jegliche Versuche scheiterten, den Hund irgendwie in einen Rucksack zu packen. In der Zwischenzeit konnte der Besitzer ausfindig gemacht werden, dieser bestätigte auch, dass das Tier mit ihm auf dem Jänzi die Abfahrt angetreten habe, sich dann aber wieder auf den Gipfel zurück begeben haben muss. Er werde nochmals aufsteigen und den verletzten (?) Hund abholen.

Für die Rettungsstation war somit das Problem gelöst ! (ca. 13:35h)
Eine spätere Rückfrage ergab folgendes:

Als der Hundebesitzer die Alp Chäseren erreichte, sprang ihm freudig bellend sein Hund entgegen, von einem gebrochenen Bein keine Spur !?

„Irren ist menschlich !“

 

7. (18. 11. 2007) Totenbergung Rengg / Alpnachstad

Ein Paar wandert am Ende der Renggstrasse, dem Wanderweg folgend, hinunter gegen den Widibach und wollte via Grossrüti nach Alpnachstad gelangen. Auf dem steil abfallenden, mit Schnee bedeckten schmalen Weg fällt der Mann plötzlich auf den Rücken und bleibt reglos liegen. Seine Frau versucht mit dem Handy irgendwie Hilfe zu organisieren. Nach mehrmaligen Versuchen meldet sich plötzlich eine Kollegin, diese wiederum gibt den Hilferuf weiter an die EZ 144. Nachdem Wiederbelebungsversuche via Telephon erfolglos blieben, wurde die EZ Rega 1414 aufgeboten (ca. 18:00h). Nach der Landung am Ende der

Renggstrasse konnte der Arzt Christoph Bättig aber nur noch den Tod des Mannes feststellen. Um 19:30h wird die Rettungsstation Kerns via Pager für eine Totenbergung aufgeboten. 5 Mann fahren zur Rengg und laufen zu Fuss hinunter Richtung Widibach, ausgerüstet mit dem Leichensack und der fahrbaren Kongbahre. Mit vereinten Kräften wird der Leichnam gezogen und gestossen, auf dem schmalen Weg hinauftransportiert zu den bereitstehenden Fahrzeugen (u.a. Leichenwagen).

Wir fahren zurück und beenden unseren Einsatz um 21:30h.

 

8. (22. Dez. 07) Schneebrett Nünalphorn

Eine Frau und ein Mann unternehmen bei strahlendem Wetter eine Skitour ab Turrenbach  (Melchtalerstrasse), sie führt sie auf das Nünalphorn (2335 m.ü.M). Bei der Abfahrt befahren sie auf der Höhe der Alp Stäfeli die nördliche Seite des Grates in Richtung Stockbräch (1667 m). Bei dieser Abfahrt lösen sie ein Schneebrett aus und beide werden mittgerissen (aber nicht verschüttet) und sie stürzen anschliessend in ein Couloir. Bei diesem Sturz erleidet die Frau einen Fussbruch, kann somit die Abfahrt nicht mehr alleine fortsetzen. Ihr Begleiter alarmiert via Natel die EZ 1414 und bittet um Hilfe. Die Station Kerns wird via Pager voralarmiert und gleichzeitig startet Rega 8 (15:15h) mit einem RSH an Bord Richtung Nünalphorn. Erste Abklärungen vor Ort ergeben, dass der Voralarm für die Station Kerns negativ ist, da keine weiteren Personen verschüttet sind. Die beiden Tourenfahrer werden mit der Winde geborgen, den Mann setzt man bei der Alp Stock wieder ab (fährt mit den Skiern ins Tal), die Frau wird auf die Basis Erstfeld geflogen und von dort mit dem Auto in das Kantonsspital nach Altdorf transportiert. Ende des Einsatzes 17:30h

„Glück im Unglück!“

 

9. (31. Dez. 07) verlaufen Alp Riedmatt

5 Schneeschuhläufer werden auf dem Grat vom Miesenstock (1891 m) zum Riedmattstock (1769 m) vom Nebel überrascht. Da ortsunkundig geraten sie schon bald in steiles und  unwegsames, ihnen unbekanntes Gelände. Nach langem Fussmarsch durch die verschneite Landschaft gelangen sie zufällig zur Alp Riedmatt (1510 m).Da die Zeit bereits ziemlich fortgeschritten war, die beiden Frauen bald am Ende ihrer Kräfte waren und man sich in einer unbekannten Gegend befand, wurde um 16:35 h via Handy die EZ 1414 um Hilfe gebeten. Für eine terrestrische Rettung hätte man ca. 1 – 2 h mit Skiern gebraucht (bis Alp Riedmatt), deshalb  entschloss man sich, die fünf Personen mit dem Heli zu evakuieren und an ihren Ausgangspunkt, dem Glaubenbergpass zurück zu fliegen.

Mit bestem Dank an die HELOG